Insektenvielfalt bei der kommunalen Grünpflege berücksichtigen

Artenvielfalt auf öffentlichem Grün wird in Zusammenarbeit mit dem LEV gefördert

Schulungsteilnehmer der Bauhöfe und Landschaftspfleger bei der Maschinenvorführung


Die Förderung der Artenvielfalt ist in vielen Gemeinden zu einem wichtigen Anliegen geworden und wird auch von der Bevölkerung zunehmend erwartet. Zu diesem Thema lud der Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald (LEV) die Fachkräfte der Gemeindebauhöfe und Dienstleister für Landschaftspflege des Landkreises nach Breisach ein.

Präsentation zur Fortbildung herunterladen (14,9 MB)

Insgesamt nahmen 40 interessierte Mitarbeiter nahmen an der Schulung teil, um der Frage nachzugehen, wie Verkehrssicherungspflicht und Artenvielfalt durch konkrete Maßnahmen zusammenspielen können. Reinhold Treiber (LEV) führte als Geschäftsführer in die Herausforderungen der Pflege von öffentlichem Grün ein. Vorgestellt wurden zunächst die Hintergründe des Insektenrückgangs. Nachdem deutlich wurde, dass 32 % aller Wildbienen an spezifische Blütenpflanzen gebunden sind, wurden praktische Möglichkeiten zur Aufwertung von Flächen vorgestellt. Dabei stellt sich oft zuerst die Frage, welche Blütenpflanzen bereits vorkommen, bevor Neuansaaten mit Blütenpflanzen stattfinden sollten. Für die Bauhöfe wurde ein Zonierungskonzept durch den LEV vorgestellt, bei dem eine Abstufung der Pflege erfolgte von intensiv bearbeiteten Flächen wie Spiel- und Sportplätze, Extensivbereichen im Innenbereich der Ortschaften bis hin zu Extensivflächen und sehr naturnahe Flächen. Dabei wollen die Fachleute des LEV weg kommen von der flächigen Bearbeitung mit dem Mulcher hin zu einer Messerbanken-Mahd mit Abtransport des Schnittguts. „Englischer Rasen wird von vielen als Prestigeobjekt gesehen, ist in Deutschland aber eher ein Armutszeugnis für fehlende eigene Ideen bei der Gestaltung der Umgebung und berücksichtigt weder Energiekosten noch Wasserbedarf“, bemerkt auch Siegbert Merkle, der als Referent positive Maßnahmen in der Nordpfalz vorstellt. Die Kosten für Rasenmahd und Bewässerung liegen viel höher als die Pflege und Unterhaltung artenreicher Wiesen, dies wurde anhand von Vergleichszahlen den Teilnehmern vorgerechnet.

Die Pflege wird  in der Öffentlichkeit wahrgenommen und bewertet, äußern mehrere Teilnehmer. Dies erfordert nicht nur jede Menge Fingerspitzengefühl, sondern immer mehr Kenntnis zugleich jede Menge ökologisches Wissen von Seiten der Mitarbeiter. Dazu ist eine Veränderung der Pflegementalität auch bei der Bevölkerung wichtig, um Verständnis dafür zu bekommen, dass blühende Pflanzen und für die Insekten auch Altgrasstreifen erhalten bleiben. Allerdings ist Maschinenpark der Bauhöfe häufig nicht anpasst an die neuen Anforderungen. Um mehr Mähgeräte einzusetzen statt der Mulcher, sollten Gemeinden vermehrt zusammenarbeiten bei Investitionen, regte Reinhold Treiber an.
Im letzten Teil der Fortbildung wurden vor Ort Flächen der Stadt Breisach auf ihre Insektenvielfalt hin überprüft. Dabei wurden Bläulinge, Zikaden, Spinnen und auch auch Heuschrecken gefunden. Heuschrecken kamen nur in Flächen vor, die nicht mit dem Mulcher bearbeitet wurden, denn als größere Tiere werden sie durch die oft eingesetzten Schlegelmulcher sehr häufig erfasst und getötet. Den Teilnehmern wurde auch bewusst, dass die Zauneidechse am besten durch belassenes Altgras und nicht durch riesige Steinhäufen gefördert werden kann, denn sie lebt gern in Säumen. Hier wird in der Praxis bei Ausgleichsmaßnahmen viel falsch gemacht, betonte Reinhold Treiber. Die Fortbildung soll aufgrund der positiven Resonanz im kommenden Jahr in anderen Teilen des Landkreises wiederholt werden.