Signs of Safety

Stärken- und ressourcenorientierter Ansatz im Jugendamt des Landkreises

Gemeinsam mit den Eltern und deren sozialem und professionellem Netzwerk erarbeiten wir immer unter Einbeziehung des Kindes/ des Jugendlichen Lösungen für die Sicherheit, den Schutz und das Wohl des Kindes/des Jugendlichen.
  

   

Was ist "Signs of Safety?"

Überall auf der Welt wird Eltern und Familien von Fachleuten erzählt, was sie tun sollen, damit ihr Zusammenleben und ihr Familienalltag besser funktionieren. Dies geschieht besonders in Fällen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist. Aber dies hat oft keine Wirkung. Mit „Signs of Safety“ wird eine andere Herangehensweise gewählt. Kinder, Eltern und die
Netzwerke der Familien werden in den gesamten Prozess der Hilfe- und Schutzplanung aktiv einbezogen. Sie sind die Experten, die an Lösungen arbeiten. Das Jugendamt begleitet
und koordiniert diesen Prozess unter Wahrung des Schutzauftrags der öffentlichen Jugendhilfe. Zentral ist dabei, dass die Familie mit ihrer Alltagskultur und ihren Sichtweisen
respektiert wird.

Der „Signs of Safety“-Ansatz ist transparent und bezieht die Sorgeberechtigten auf allen Stufen des Geschehens ein. Der Fokus richtet sich weg vom Problem und hin zu folgenden
vier zentralen Fragen:

  • Worüber machen wir uns Sorgen?
  • Was klappt schon gut?
  • Was muss passieren?
  • Wo befinden wir uns auf einer Skala von 0-10?

Im Mittelpunkt des Vorgehens steht dabei aber immer die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen.

Dies zeigt sich besonders am Anfang der Fallbearbeitung. Hier steht die Gefährdungseinschätzung im Mittelpunkt: Ist das Kind sicher?
Diese Frage muss von den Fachkräften beantwortet werden, aber auch und vor allem von den Eltern bzw. den Menschen, bei denen das Kind lebt. Wichtig ist, dass die Eltern verstehen, was das Jugendamt von ihnen erwartet. Außerdem soll zwischen Eltern und Fachkräften ein gutes und konstruktives Arbeitsbündnis aufgebaut werden. Dafür ist die Schilderung der Sorge bezüglich des Kindes bzw. der Kinder aus Sicht der Fachkräfte in einfacher Sprache erforderlich.
 
Der Ansatz „Signs of Safety“ basiert auf folgenden drei Kernelementen:
 
1.Aufbau einer konstruktiven Arbeitsbeziehung:
Der zentrale Wirkfaktor für gelingende Veränderungen ist die Qualität des Arbeitsbündnisses zwischen den Familienmitgliedern und den Fachkräften. Dies bestätigen die Ergebnisse der Wirkungsforschung.
 
2. Kritisches Denken bewahren:
„Der wichtigste Faktor bei der Minimierung von Fehlern in der Praxis des Kinderschutzes besteht darin zuzugeben, dass man sich irren könnte." (Eileen Munro).
Um Munro´s Maxime umzusetzen, bedarf es einer fragenden, forschenden und offenen Haltung der Fachkräfte im Kinderschutz.
 
3. Lernen aus der täglichen Arbeit im Kinderschutz und Weiterentwicklung:
Die Untersuchung wirksamer Praxis ist wichtig und notwendig. Es soll herausgefunden werden, wie komplexen Problemlagen wirksam begegnet werden kann. Es soll erkannt werden, was Klienten und Klientinnen unter hilfreicher Unterstützung verstehen oder auch was Fachkräfte tun können, um Klienten und Klientinnen zu unterstützen. Durch das Lernen aus gelungenen Interventionen können Sozialarbeitende beispielsweise hilfreiche und wirksame Impulse erhalten. Dabei steht im Fokus, wie Klienten und Klientinnen besser beteiligt und wie die Ressourcen der sozialen Netzwerke stärker in den Fokus gerückt werden können. Für die Praxis braucht es daher Methoden der Reflexion von Ereignissen sowie der innerfamiliären Kommunikation.
  

Fazit

Signs of Safety“ lädt dazu ein, den Blick auch im Kinderschutz stärker auf das Positive, die Ressourcen und auf das, was schon gelingt, zu richten. Dies umfasst die Familien mit ihren Netzwerken als auch die Fachkräfte selbst.

Die Einführung erfolgt mit der Unterstützung der bisher einzigen deutschsprachigen Trainerin, Frau Manna van 't Slot. Ein Austausch mit den wenigen Jugendämtern in Deutschland, die „Signs of Safety“ bereits eingeführt haben, hat stattgefunden und wird kontinuierlich weitergeführt.

Warum hat sich das Landratsamt dafür entschieden?

Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald soll schrittweise „Signs of Safety“ als Arbeitsweise im Kinderschutz etabliert werden.

Mit Einführung des Kinder- und Jugend-Stärkungsgesetz (KJSG) im Jahr 2021 sind weitreichende Änderungen für die Arbeit der Jugendämter in Deutschland in Kraft getreten. Dabei wurden in fünf zentralen Regelungsbereichen gesetzliche Änderungen vorgenommen. Diese umfassen die Themen Inklusion, Partizipation, Kinderschutz und Kooperation, Unterbringung von jungen Menschen außerhalb der eigenen Familie sowie Prävention und Beratung im Sozialraum.
Die Formulierung der „verständlichen, nachvollziehbaren und wahrnehmbaren Form“ an Beteiligung und Beratung der Familien findet sich an mehreren Stellen des Gesetzes wieder. Dies umfasst insbesondere auch den Bereich des Kinderschutzes.

Im Rahmen des KVJS-Modellprojekts „Zusammen-Wirken in der Jugendhilfe“ wurde bereits im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald das Thema Wirkungsorientierung in den Blick genommen. Dies fand in Kooperation des Kreisjugendamts mit den Trägern der freien Jugendhilfe statt. Hierbei stehen die Themen Beteiligung der Betroffenen und Beziehungsqualität im Mittelpunkt.

Die Einführung von „Signs of Safety“ im Kreisjugendamt schließt nahtlos an das erfolgreiche Projekt „Zusammen-Wirken“ an. Es führt die erfolgreiche Kooperation mit den freien Trägern – nun erweitert auf den Bereich Kinderschutz – weiter. Die Einführung der Arbeitsweise und die Anwendung der damit verbundenen Methoden und Instrumente werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Grund dafür ist, dass es mit einem Paradigmenwechsel der Arbeit verbunden ist.

In die Implementierung von „Signs of Safety“ werden die freien Träger der Jugendhilfe von Anfang an mit einbezogen. Involviert sind die Institutionen, mit denen Vereinbarungen zur Zusammenarbeit im ambulanten Bereich sowie zum Schutzauftrag bestehen. So werden unter anderem gemeinsame Fortbildungen geplant. Ziel ist es, dass auch bei ambulanten Hilfen im Kinderschutz die „gleiche Sprache“ gesprochen wird. Die Familien sollen dadurch alle Fachkräfte als gemeinsam handelnd erleben.

Welche Ziele werden verfolgt?

In den ersten Workshops zu „Signs of Safety“ haben sich die Leitungskräfte des Kreisjugendamtes und der ambulanten freien Jugendhilfeträger mit den Themen Haltung und Zielverfolgung auseinandergesetzt. Im gemeinsamen Zusammenwirken wurde folgende Haltung im Umgang von „Signs of Safety“ und folgende Ziele entwickelt:
  

Gemeinsame Haltung

"Wir unterstützen dich und deine Familie."

Wir verpflichten uns, in unseren jeweiligen professionellen Rollen und Aufgaben alles zu tun, um Eltern, Kinder und alle, die mit Kindern in Beziehung stehen, in den Mittelpunkt unserer Bewertung und Entscheidungsfindung zu stellen. Die Familie soll jede Möglichkeit bekommen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Sorgen und Probleme als auch Gefährdungen werden hierbei offen benannt. Ressourcen, Lebensmöglichkeiten und Lebenswirklichkeiten der Familie werden einbezogen. Durch unsere Haltung schaffen wir eine achtsame, wertschätzende und konstruktive Atmosphäre, in der tragfähige Lösungen für die Sicherheit und den Schutz der Kinder und Jugendlichen entwickelt werden. Wir reflektieren fortwährend unser professionelles Handeln, denken kritisch und fördern eine forschende Haltung.
  

 Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt

"Es geht um mich!"

In unserer Arbeit stehen Kinder und Jugendliche und deren sichere Lebensbedingungen stets im Mittelpunkt unseres Handelns. Wir tragen dafür Sorge, dass ihre Stimmen gehört werden, beziehen sie aktiv ein, nutzen eine kindgerechte Sprache, nehmen ihre Bedürfnisse ernst und haben ihre Lebenswirklichkeit im Blick.
  

 Familie

"Wir bleiben in unserer Verantwortung."

Die Familie ist für eine gelingende Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von grundlegender Bedeutung. Die konkrete Lebenswirklichkeit der Familie soll zusammen mit ihren Ressourcen und Stärken stets im Blick behalten werden.

Die Verantwortung der Eltern für alle Belange ihrer Kinder soll erhalten und gefördert werden und die Partizipation der Eltern in entsprechendem Maße gestärkt werden, damit sie eigene Ziele benennen und entwickeln, sowie eigene Lösungen finden können.

Gleichzeitig ist es erforderlich, ein Mindestmaß an Sicherheit für die Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. Daher sprechen wir respektvoll, aber klar in Bezug auf Kindeswohlgefährdung und lassen keine Geheimnisse zu.
  

Netzwerk und Lebenswelt der Familie

"Du bleibst in deinen Beziehungen verwurzelt."

Gemeinsam aktivieren wir ein soziales Netzwerk für Familien, welches es ihnen ermöglicht, wertvolle Unterstützung in ihrer Lebensumgebung zu erhalten. Dies gelingt indem wir den Kontakt und den Austausch mit wichtigen Bezugspersonen fördern, so dass eine achtsame Schutzgemeinschaft für den jungen Menschen entsteht. Durch das gemeinsame Ziel und die gemeinsame Sprache erleben Familien ihre Selbstwirksamkeit.

Material

   

Sie wollen mehr erfahren?

Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD) des Jugendamtes
Berliner Allee 3
79114 Freiburg
E-Mail
Telefon 0761 2187-2253